Heft 1•1987



Der KC 87 mit Erweiterungsmodulen, Fernsehgerät und Kassettenmagnetbandgerät

Blockschaltbild des KC 87

Der KC 87 ist vielseitig einsetzbar:

Fotos: Darre (6)

Gert Keller, Gunter Kleinmichel
VEB Robtron Meßelektronik „Otto Schön“ Dresden

robotron KC 87 – Der neue Kleincomputer im Überblick

Seit einiger Zeit findet eine neue Rechner-Kategorie das allgemeine Interesse – der Kleincomputer. Dem . ersten Vertreter dieser Kategorie, dem Kleincomputer robotron KC 85/1, folgt nun mit dem KC 87 eine Weiterentwicklung, die dem Anwender durch

   • Integration des BASIC-Interpreters in das Grundgerät
   • Ergänzung des Modulsortiments um 4 Baugruppen
   • Erweiterung des Softwareangebotes

eine Erhöhung des Gebrauchswertes und, das sei nicht verschwiegen, dem Hersteller eine wesentlich rationellere Fertigung garantiert. Da zwischen den Geräten KC 85/1 und KC 87 vollständige Hard- und Softwarekompatibilität bestehen, sind ein problemloses Nachrüsten sowie die Parallelarbeit mit beiden Computertypen möglich. Das Spektrum der möglichen Einsatzgebiete des KC 87 erstreckt sich von der Rationalisierung von Leitungs- und Verwaltungsaufgaben und der Laborautomatisierung über den Einsatz in allen Zweigen des Bildungswesens bis hin zur Verwendung im individuellen Bereich als Heimcomputer.

Hardware
Da die technischen Eigenschaften des KC 85/1 weitgehend als bekannt vorausgesetzt werden dürften, sollen hier nur noch einmal die Hauptmerkmale des KC 87 erläutert und die technischen Parameter in tabellarischer Form zusammengefaßt werden. Das Grundgerät ist als Kompaktgerät ausgeführt und enthält die Baugruppen Rechnereinheit, Speichereinheit, Tastatur, Bildschirmansteuerung, Peripherieanschlüsse und Stromversorgung. Der Geräte-Bus ist analog dem K-1520-Bus ausgebildet und auf 4 Modulsteckplätze herausgeführt. Die Bildausgabe soll über handelsübliche Fernsehgeräte erfolgen, als Massenspeicher sind Kassettenmagnetbandgeräte vorgesehen. Das durchgängig eingehaltene Prinzip der Modularität bei der Aufrüstung des Grundgerätes ermöglicht eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit sowie eine optimale Anpassung an den speziellen Anwendungsfall durch

   • Erweiterbarkeit von Arbeits- und Programmspeicher
   • funktioneile Erweiterbarkeit, wie z. B. Druckeranschluß, Analog-Digital-Umsetzung,
     Peripherieerweiterung, EPROM-Programmierung und Spracheingabe.

Dabei wurde darauf geachtet, daß die Ergänzung der Erstausstattung mit Erweiterungsmoduln ohne Eingriffe in den Computer und für jede Serie problemlos möglich sein muß. Beim Bemessen der Stromversorgungseinheit im Grundgerät sind Leistungsreserven für die Versorgung von Moduln und sonstigen Anwenderschaltungen vorgesehen. In Tafel l sind einige Parameter des KC 87 aufgeführt.

Grundsoftware
Der KC 87 enthält im ROM des Grundgerätes das Betriebssystem (4 KByte) und den BASIC-Interpreter (10 KByte). Zusätzlich steht ein Zeichensatz mit 96 alphanumerischen und 128 Grafikzeichen bereit. Diese Systemsoftware stimmt mit der des KC 85/1 voll überein.
Das Betriebssystem ist in seinem wesentlichen Aufbau am weitverbreiteten CP/M orientiert. Dies betrifft besonders seine Struktur (CCP, BOS, BIOS) sowie die Nutzbarkeit von 32 Unterprogrammen über entsprechende Schnittstellen (CALL5). Die Unterschiede zum CP/M resultieren aus der Nutzung der Magnetbandkassetten als Massenspeicher.
Der BASIC-Interpreter des KC 87 stimmt in seinem Grundumfang und in der Syntax weitgehend mit dem international üblichen überein, so daß eine Übernahme von Programmen vergleichbarer Rechner im allgemeinen leichtfällt. Zur Anpassung an die konkrete Hardware wurden im Herstellerbetrieb einige Änderungen und Ergänzungen vorgenommen, die schon beim KC 85/1 wirksam wurden. Zu nennen sind davon die erweiterten EDIT-Möglichkeiten, die in Verbindung mit der angepaßten Tastatur effektive Korrekturmöglichkeiten bieten. Auch die speziellen BASIC-Funktionstasten (RUN, LIST u. a.) erleichtern die Arbeit. Außerordentlich bewährt haben sich die durch die Anweisungen WINDOW und PRINT AT erweiterten Varianten der Bildausgabe, die die Definition variabler Fenster (Rollbereiche) und die Ausgabe von Informationen an beliebigen Bildschirmpositionen gestatten. Dadurch ist auf einfache Weise eine flexible und übersichtliche Bilddarstellung ebenso möglich wie das schnelle Zeichnen von Bildern oder das Verändern (Bewegen) von Bildteilen. Auch die farbige Gestaltung der Bildschirmausgabe wird durch die speziellen BASIC-Anweisungen INK, PAPER und BORDER unterstützt. Für viele Anwender, vor allem im Bildungswesen, ist es von Bedeutung, daß der für die Computer KC 85/1 und KC 87 im VEB Robotron-Meßelektronik "Otto Schön" Dresden aufbereitete BASIC-Interpreter auch für die Kleincomputer KC 85/2 und KC 85/3 zur Verfügung gestellt wurde. Damit wurde eine gewisse Kompatibilität beider Computertypen erreicht.

Erweiterungsbaugruppen zum KC 87
Speichererweiterungen
Der verfügbare Arbeitsspeicher für den Anwender, der nach Abzug der vom Betriebssystem und vom BASIC-Interpreter benötigten Arbeitszellen netto 15 086 Bytes beträgt, kann durch RAM-Erweiterungen um jeweils 16 KByte erweitert werden. Bis zu zwei RAM-Erweiterungsmoduln sind steckbar. Durch interne DIL-Schalter wird der Adreßbereich auf 4000H–7FFFH bzw. 8000H
–BFFFH eingestellt. Damit sind maximal 47854 Bytes RAM verfügbar.
In Stufen von 10 KByte läßt sich mit dem ROM-Erweiterungsmodul der Programmspeicher aufrüsten. Der Modul enthält 5 Steckfassungen für EPROM-Schaltkreise U 2716 oder äquivalente Typen. Auch hier wird der belegte Adreßbereich intern über DIL-Schalter eingestellt (4000H
–67FFH oder 8000H–A7FFH oder C000H–E7FFH).

Tafel 1 Die wichtigsten Parameter des KC 87



Programm-Module
Auf der Grundlage der ROM-Erweiterungsmoduln werden Software-Moduln mit folgenden Programmsystemen angeboten:

   • SYPS-K-1520-Editor/Assembler
   • Interpretativer Dialog-Assembler/Zusatzmonitor.

Gegenüber den seit längerer Zeit bereits auf Magnetbandkassetten im Vertrieb befindlichen RAM-Versionen dieser Programmsysteme erlauben die Programm-Moduln eine rationellere und komfortablere Arbeitsweise. Beide Moduln belegen den Adreßbereich C000H–E7FFH, sind also nicht gleichzeitig mit dem im Grundgerät auf dem gleichen Adreßbereich installierten BASlC-Interpreter betreibbar. Beim Einstecken dieser Module in den KC 87 wird der BASIC-Interpreter automatisch abgeschaltet.
Funktionelle Erweiterungsbaugruppen
Das bereits seit 1985 in Vertrieb befindliche Sortiment wurde weiter ergänzt und enthält jetzt Moduln für folgende Zusatzfunktionen:

   • Anschluß von Druckern und elektronischen Schreibmaschinen mit V24-Interface

Das Druckertreiberprogramm ist im Modul auf einem ROM installiert und belegt den Adreßbereich B800H–BFFFH. Dieser ROM ist mittels DIL-Schalter abschaltbar. Damit kann der gesamte 16-KByte-Bereich ab Adresse 8000H durch einen RAM-Erweiterungsmodul genutzt werden. Da Drucker und elektronische Schreibmaschinen mit unterschiedlichen Interface-Steckverbindern vertrieben werden, sind gegenwärtig drei unterschiedliche Typen von Anschlußmoduln im Angebot.

   • Analog-Digital-Umsetzung

Dieser Modul ermöglicht die gleichzeitige Messung von 4 Gleichspannungen im Bereich -99 mV ... +999 mV bei einer Geschwindigkeit von maximal 168 Umsetzungen/s.
Für die Analog-Digital-Umsetzung wird der Schaltkreis C 520 D eingesetzt. Der Modul kann unter zwei unterschiedlichen Portadressen betrieben werden.

   • Erweiterung der digitalen Ein-/Ausgabe-Kanäle

Neben den im Grundgerät am Anwendersteckverbinder verfügbaren 8 digitalen E/A-Kanälen sind in jedem E/A-Modul weitere 16 freiprogrammierbare Kanäle verfügbar. Über DIL-Schalter sind zwei unterschiedliche Portadressen einstellbar.

   • Programmierung von 2-KByte-EPROM (U 2716)

Der Modul ermöglicht das Lesen, Prüfen und Programmieren von 2-KByte-EPROM in den bzw. aus dem Speicher des Kleincomputers. Für die Aufnahme der Speicherschaltkreise ist eine Schwenkhebelfassung auf dem Modul angebracht.

   • Spracheingabe

Ein Wortschatz von 50 Worten wird durch den Spracheingabemodul erkannt und die Nummer des identifizierten Wortmusters in einer Arbeitszelle zur Weiterverarbeitung bereitgestellt. Der Wortschatz muß in einer "Lernphase" vorher dem Spracherkennungsprogramm vermittelt werden. Die Spracheingabe erfolgt über ein mitgeliefertes Kopfbügelmikrofon.
Alle aufgeführten Erweiterungsbaugruppen sind in einem einheitlichen Modulgehäuse untergebracht, das wahlweise auf einen der vier Modulsteckplätze des KC 87 eingeschoben werden kann.

Darüber hinaus gehören zum Kleincomputersystem KC 87 noch folgende Baugruppen:

• Farbmodul zur Umrüstung der Schwarz/weiß-Variante KC 87.10 auf Farbwiedergabe über RGB-Anschluß von Farbfernsehgeräten (Dieser Modul wird auf einen speziellen Steckverbinder im Computer gesteckt).
• Ergänzungssatz Farbe zur Nachrüstung eines RGB-Einganges an Farbfernsehgeräten
• Steuerhebel
• Steuerhebeladapter zum Anschluß von 2 Spielhebeln
• Zugentlastung für Moduln mit seitlichem Kabelausgang
•Adapter für den Übergang von 15poliger Buchse auf eine Klemmleiste.

Softwareangebot
Zum Lieferumfang des KC 87 gehört eine Programmkassette mit Demonstrationsprogrammen, die den Rechner und seine Anwendungsmöglichkeiten erläutern. Die außerdem für den KC 87 auf Magnetbandkassetten bzw. ROM-Moduln angebotene Software umfaßt sowohl sogenannte Systemprogramme (z. B. zur Assemblerprogrammierung) als auch zahlreiche BASIC-Anwenderprogramme aus den Bereichen Wissenschaft und Technik, Lehre und Lernen, Datenverarbeitung sowie Spiele. Zur Unterstützung der Programmierung in Assembler werden ein Editor/Assembler (ASM) und ein interpretativer Dialogassembler (IDAS) angeboten. Für denjenigen, der auf Maschinencodeebene arbeiten muß, steht ein Zusatzmonitor (ZM) zur Verfügung. Diese drei Programme werden auch als ROM-Version auf entsprechenden Moduln angeboten.
BASIC-Anwenderprogramme stehen auf bisher 10 Programmkassetten bereit. Diese Programme sollen die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten des Computers deutlich werden lassen. Auf die Gestaltung dieser Programme wurde besonderer Wert gelegt, so daß der Nutzer bezüglich Bildschirmgestaltung und Dialogführung Anregungen erhält. Einige Programme, unter anderem solche zur numerischen Mathematik und Statistik, dienen der effektiven Lösung konkreter praktischer Aufgabenstellungen. Das Softwareangebot wird ergänzt durch das Textverarbeitungsprogramm TEXT l und in Kürze durch die Programmiersprachen PASCAL und FORTH.

Einige Anwendungsgebiete
Die wichtigsten Einsatzgebiete eines Computers resultieren in der Regel aus seinen Haupteigenschaften. Neben dem geringen Preis, seiner unkomplizierten und einfachen Bedienbarkeit sind das beim KC 87 vor allem:

   • Schnelle und stabile Bildausgabe
   • gute Eignung der Quasigrafik für flächenhafte und bewegte Bilder
   • einfache Modifizierbarkeit für verschiedene Aufgaben durch Steckmodule
   • flexible analoge und digitale E/A-Möglichkeiten.

Mit diesen Eigenschaften ist der Computer gut zur Heranführung praktisch aller Bevölkerungsgruppen an Probleme der Anwendung der Computertechnik geeignet.
Neben diesen Ausbildungszielen auf dem Gebiet der Informatik eigne.t er sich aber auch zur Wissensvermittlung und zum Wissenstest in anderen Fächern, wie z. B. Biologie, Geografie und Geschichte.
Ebenso zeigen die an der Pädagogischen Hochschule Güstrow durchgeführten Arbeiten überzeugend die Eignung des robotron-Kleincomputers zur Vermittlung von Grundlagen der Automatisierung im Rahmen des obligatorischen und fakultativen polytechnischen Unterrichts. So können durch Kopplung der Schülerexperimentiergeräte mit dem KC 87 viele interessante Steuer- und Regelaufgaben erläutert und ausgeführt werden. Im industriellen Einsatz hat sich der Rechner besonders bei der Laborautomatisierung bewährt. Hier fallen seine Erweiterungsmöglichkeiten zum Anschluß elektronischer Geräte und Versuchseinrichtungen positiv ins  Gewicht. Durch die (bei vergleichbaren Computern selten vorhandenen) vielfältigen Anschlußmöglichkeiten zur Übertragung digitaler und analoger Signale wurden in einigen Anwendungsfällen bereits erhebliche Effekte erzielt (Zeiteinsparung, umfassende Auswertung aller Meßdaten).
Wegen der relativ hohen Rechen- und Bildausgabegeschwindigkeit lassen sich auch gewisse wissenschaftlich-technische Berechnungen effektiv ausführen. Auch kleinere Verwaltungsaufgaben (z. B. für Struktureinheiten bis etwa 50 Mitarbeiter) sind lösbar, wobei durch die Begrenzungen des Speicherplatzes und der Rechengeschwindigkeit natürlich Grenzen gesetzt sind. Insgesamt zeigt sich, daß es viele Aufgaben gibt, für die der Kleincomputer KC 87 effektiv einsetzbar ist.

Vertriebsweise
Der Vertrieb des Kleincomputers robotron KC 87 erfolgt durch territoriale Vertriebsbetriebe des VEB Kombinat Robotron. Die angebotene Software wird durch den VEB Robotron-Vertrieb Berlin, Abt. VD, PF 1235, Berlin, 1086 vertrieben. Dort ist auch die folgende Literatur bestellbar: Kleincomputer robotron KC 87, Bedienungsanleitung; Kleincomputer robotron KC 87, Programmierhandbuch; Betriebssystem robotron KC 85/1 und KC 87; Softwareangebot zum Kleincomputer KC 85/1.

Literatur
/1/ Keller, G.: Systemsoftware für die Kleincomputer KC 85/1 und KC 87. NTB 30 (1986) 6



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