Juni: Briefwechsel mit Robotron bezüglich der in Beiträgen der MP genannten Kompatibilität des von Robotron „entwickelten“ Datenbanksystems REDABAS und dBase

- 02. 06. 1988
(Antwort-) Brief von Red. MP an Uwe Zierott, Berlin
Anschreiben zur Rücksendung eines von Uwe Zierott am 29. 11. 1987 eingereichten Manuskriptes „KC 85/3 - Assemblertip ...“ wegen Manuskriptüberangebot. Vorschlag, es einer anderen Redaktion anzubieten.

- 09. 06. 1988
Brief (Anschreiben) von Prof. Jugel, Betriebsdirektor VEB Robotron Meßelektronik „Otto Schön“ Dresden, an Red. MP, VR Weiß
Bezieht sich auf ein Schreiben (in der Anlage) des Stellv. Generaldirektors für Software des Kombinates Robotron Dr. Lodahl, das „schwerwiegende Vorwürfe“ gegen die Redaktionsarbeit enthält. Jugel bittet dringend, eine entsprechende Auswertung mit dem Redaktionskollegium der MP vorzunehmen.
Bringt seine Verwunderung zum Ausdruck, dass die Redaktion „nicht das entsprechende Augenmerk auf mögliche Rechtsfolgen von Veröffentlichungen“ in der Zeitschrift richtet und bittet, künftig die entsprechenden Abstimmungen zu Softwareproblemen mit dem Leitbetrieb für Software, dem VEB Robotron-Projekt Dresden, vorzunehmen.
Möchte über „die von Ihnen eingeleiteten Maßnahmen zur Verhinderung ähnlicher Situationen“ informiert werden.
Anlass des Schreibens von Dr. Lodahl an Prof. Jugel vom 07. 06. 1988 ist die Veröffentlichung „Dateitransfer zwischen dBASE II und dBASE III“ in MP 4/1988, in der laut Lodahl „die Systeme dBASE und REDABAS gleichgestellt“ werden. (Lösung in der Rubrik MP-Börse, S. 125, aus dem VEB Kombinat Wälzlager und Normteile von Dr. Löschke.) Damit würde dokumentiert, dass für die Robotron-Rechner Software angeboten wird, welche dem dBASE „adäquat ist“. Diese Aussage sei in dieser Form nicht zulässig; „eine umfassende Darstellung des Sachverhaltes und der Gründe ist in diesem Schreiben nicht möglich.“ Um die Problematik anzudeuten, informiert er, „daß gegenwärtig Verhandlungen mit der Fa. Microsoft Coperation GmbH stattfinden, die seitens Microsoft das Ziel der Lizenzvergabe für MS/DOS an die DDR haben. Welche schwerwiegenden wirtschaftlichen Schäden aus dieser Publikation für die DDR entstehen können, ist gegenwärtig nicht absehbar.“
Diese zitierte Verletzung der Interessen der DDR stelle in der MP keinen Einzelfall dar; so sei der Beitrag „Software für Rechnerkommunikation“ im selben Heft (MP-Börse, S. 125, aus dem VEB RFT Nachrichtenelektronik Leipzig von Bruchertseifer/Buchwald), in dem SCP und CP/M gleichgestellt werden, in gleicher Richtung zu sehen. „Ich muß erwarten, daß Sie gegenüber dem Verantwortlichen Redakteur durchsetzen, keine weiteren Veröffentlichungen zu publizieren, die Rückschlüsse auf die Entwicklungstechnologie und eventuelle Vorbildsysteme der in der DDR offiziell vertriebenen Software zulassen, um daraus resultierende schwere Schäden für die DDR zu verhindern.“
Für die Medien der DDR war es ein grundlegendes Problem, einerseits das „Nachempfinden“ westlicher Hard- und Software zu verschweigen, andererseits aber den Nutzern und Entwicklern Hinweise zur Arbeit und zum Umgang mit „kompatibler“ Hard- und Software zu geben, ohne damit die Grundlage der „Kompatibilität“ darzulegen.
In seiner Antwort vom 24. 06. 1988 (siehe ggf. hier zusätzlich die schlecht lesbare erste Seite) weist der VR Weiß auf diese Gratwanderung hin, zudem aber auch auf die inkonsequente Veröffentlichungspolitik des Kombinates Robotron selbst.
Wegen des mittlerweile vergilbten sehr schlecht lesbaren bzw. kopierbaren Ormig-Durchschlages hier eine komplette Abschrift:

Sehr geehrter Herr Professor Jugel!
Den Eingang Ihres Briefes vom 9. Juni 1988 mit dem Schreiben von Dr. Lodahl in der Anlage bestätige ich.
Da die darin enthaltenen Vorwürfe gegenüber der Redaktion möglicherweise auf der Nichtkenntnis wesentlicher Fakten beruhen, erlauben Sie bitte, daß ich Sie im folgenden darauf aufmerksam mache.
1. Es wird der Eindruck erweckt, als handele es sich bei den zitierten Softwarebezeichnungen um ein neuartiges Problem der Darstellung. In Wirklichkeit spielen Fragen der Software-Kompatibilität in der MP von Anfang an eine Rolle. Dafür seien nur einige Beispiele genannt:
a) MP 3/1987, S. 83: „Ganz besonders gilt das für Rechner und Geräte, die unter dem weit verbreiteten Betriebssystem CP/M bzw. dem dazu kompatiblen SCP arbeiten.“
b) MP 5/1987, S. 149: „...ist bei REDABAS/dBASE II mit 64 festgelegt...“
c) MP 5/1987, S. 153: „Bei REDABAS-(dBASE-) Dateien...“
d) MP 6/1987, S. 179: „In CP/M-kompatiblen Betriebssystemen (zum Beispiel CP/A, DAC, SCP) ...“
e) MP 8/1987, S. 253: „unter den Betriebssystemen MS-DOS und SCP (CP/M)“.
2. Obwohl beim Kombinat Robotron die Zusammenarbeit mit der MP - hinter den Zeitschriften NTB und rd - an dritter Stelle steht, ist es mit zwei Mitgliedern in unserem Beirat präsent. Es darf also erwartet werden, daß Veröffentlichungen in der MP aufmerksam verfolgt werden und bei Problemen mit der von Ihnen geschilderten Tragweite die Redaktion umgehend informiert wird, um volkswirtschaftlichen Schaden abzuwenden. Dies ist über ein Jahr lang jedoch nicht geschehen. Vielmehr stammt bereits das erste Zitat (a) aus einem Beitrag Ihres Betriebes, zu dem Sie uns im Gutachten u.a. mitteilten: „Die Veröffentlichung wird empfohlen. Eine Überarbeitung ist nicht notwendig.“
Damit haben Sie seitens des Kombinates Robotron dokumentiert, daß Veröffentlichungen möglich sind, die Rückschlüsse auf ein eventuelles Vorbildsystem zulassen.
3. Bekräftigt wurde dies anhand von Beiträgen in anderen Fachzeitschriften, die von Robotron-Mitarbeitern verfaßt wurden (z.B. in rechentechnik/datenverarbeitung 2/1988), aber insbesondere durch vom Kombinat Robotron selbst herausgegebene Publikationen. Auch dazu nur zwei Zitate zum EC 1834 bzw. zu Robotron-Software:
-Betriebssystem DCP (kompatibel zu MS-DOS 3.2)“
Auf der Basis des Betriebssystems DCP, kompatibel zu dem in der Klasse der 16-Bit-PC international am weitesten verbreiteten Betriebssystem MS-DOS,...“
Diese Beispiele sind Informationsblättern entnommen, die vom Kombinat Robotron anläßlich der Leipziger Frühjahrsmesse an die Presse verteilt wurden. Auch Ihnen dürfte bekannt sein, daß Presseinformationen zur Veröffentlichung bestimmt sind. Oder ist das beim Kombinat Robotron - entgegen weltweiten Gepflogenheiten – anders?
Wie Sie sehen, ist die gegenwärtige Situation nicht auf fehlendes Augenmerk der Redaktion zurückzuführen. Sie wäre durch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit vermieden worden, wie diese von der Redaktion schon 1986 dem Kombinat vorgeschlagen und auf mehreren Beiratssitzungen gewünscht wurde. Als positive Ausnahme in dieser Beziehung kann dank Ihrer Aktivitäten bisher leider nur die Zusammenarbeit mit dem VEB Robotron Meßelekronik „Otto Schön“ vermerkt werden.
Aufgrund der in Ihrem Schreiben enthaltenen Informationen wurde nach einer Beratung im Redaktionskollektiv nunmehr folgendes festgelegt:
Bezeichnungen von Robotron-Software werden in der MP nicht mehr in der Weise veröffentlicht, daß sich eine Identität zu adäquaten Systemen ableiten läßt, z. B. dBASE II (REDABAS). Es wird entweder für eine Bezeichnung entschieden, oder es werden - wenn es der Inhalt des Beitrages erfordert - die weiteren Bezeichnungen in Konjunktion gesetzt oder als Alternative aufgeführt. Wegen des Druckvorlaufes werden diese Maßnahmen ab Heft 8/1988 wirksam.
Sobald es im Kombinat Robotron eindeutige und einheitliche Vorstellungen zu dieser Problematik gibt, sollte die Redaktion schriftlich informiert werden. Ich empfehle, auch die Möglichkeiten auszuschöpfen, die durch die Mitgliedschaft im Beirat geboten sind.
Unter Berücksichtigung des bildungspolitischen Auftrages unserer Zeitschrift und der gesamtvolkswirtschaftlichen Interessen wird die Redaktion den Vorschlägen und Wünschen des Kombinates Robotron nach wie vor aufgeschlossen gegenüberstehen.
Mit freundlichen Grüßen
Weiß
Verantw. Redakteur“
Wie die Kombinatsleitung darauf reagierte, ist nicht (mehr) dokumentiert.

- 16. 06. 1988
Gutachten von Prof. Roth zu aktuellen Aufgaben und Möglichkeiten der Zeitschrift MP
Schon in der frühen Planung der Zeitschrift wurde deutlich, dass die avisierten Aufgaben mit den geplanten und gebotenen Ressourcen kaum zu erfüllen sind. Deshalb gab es von Beginn an die Forderung seitens der Redaktion nach mehr Umfang, Auflage und personeller Kapazität. Während mit Auflagenerhöhungen - auf Kosten anderer VT-Zeitschriften, also der Umverteilung des Gesamt-Papierkontingentes - einer der Forderungen entsprochen wurde, gab es keine Erhöhung des Papierkontingentes für eine höhere Seitenzahl der MP und zunächst noch keine Genehmigung einer weiteren Redakteurstelle.
In seinem „Gutachten zu den Aufgaben der Zeitschrift Mikroprozessortechnik“ kam Prof. Roth als Vorsitzender des ehrenamtlichen Redaktionsbeirates zu dem Schluss, dass es „dringend erforderlich“ sei, „die Zeitschrift „Mikroprozessortechnik“ ab 1.1.89 mit einem Umfang von 48 Seiten monatlich erscheinen zu lassen“. Als Orientierung listet er anschließend die Aufteilung der Seiten nach Umfang auf.

- 21. 06. 1988
Arbeitsbuch VR Weiß zu Beratung bei D
Herausgabe eines Computermagazins geplant
Verlagsdirektor Hieronimus informiert über die vom Ministerrat der DDR geplante Herausgabe eines Computermagazins.
Es soll bereits Ende 1988 mit 64 Druckseiten monatlich in einer Auflage von 100.000 Exemplaren zum Preis von 20 Mark erscheinen. Plus zwei Sonderheften im Jahr. Zielgruppe sind alle Bevölkerungskreise, insbesondere Benutzer von Heimcomputern - Leserkreis von 3 bis 80 Jahren.
Damit soll auch die NSW-Technik erfasst werden, die in den Haushalten vorhanden ist, und der graue und schwarze Software-Markt soll beseitigt werden.
Programme sollen auf Kassette, später auf Diskette angeboten werden.
Ab sofort gibt es eine Direktion für Computer-(?) und Software beim Ministerium für Kultur, welche direkt dem Minister unterstellt ist.
Direktor ist Klaus Steglich.
Das Projekt geht als Vorlage ins Sekretariat des Politbüros, das als Hürde aber genommen werden soll.
Laut Steglich soll das Magazin keine Konkurrenz zu bestehenden Zeitschriften sein; es soll das professionelle Literaturangebot verbessern.
Vorgesehen ist, dass die Zeitschrift im Verlag Die Wirtschaft erscheint; inoffiziell sind ca. 7 Mitarbeiter vorgesehen.

Aus nicht bekannten Gründen ist es jedoch nicht zur Herausgabe dieses Magazins gekommen.




Juli