Juli: MP wird eingestellt, Abonnentenadressen gehen an Ziff-Verlag, Redaktion distanziert sich vom Text an die Leser, Einladung zum Gespräch beim Ziff-Verlag

- Im Textkasten auf Seite 5 Hinweis an die Abonnenten, dass sie der Weitergabe ihrer Adresse von der Post an den Verlag fristgerecht widersprechen können/müssen.

- 06. 07. 1992
Arbeitsbuch CR Weiß - 13:00 Uhr Beratung bei Gf Hieronimus
- MP 8/92 Gestaltung in Verzug;
- neue Postgebühren seit 01. 07. 1992, Büchersendungen sind billiger als Pakete, Gebühren 1,- DM/Brief, Eilsendung + 7,- DM, Einschreiben + 3,50 DM, ...
- Zeitungen als Streifbandzeitung 1,80 DM, Umschlag offen lassen, „Streifband“ draufschreiben (ermäßigte Drucksache)

- 07. 07. 1992
Arbeitsbuch CR Weiß - Anruf von (Acorn-) Autor D. Tamberg
Informiert, dass das Honorar für Beiträge in MP 6/1992 noch nicht auf dem Konto ist;
ist im Juli vier Wochen in den USA;
weiß nicht, ob er überhaupt noch Beiträge liefern wird.

- 13. 07. 1992
Arbeitsbuch CR Weiß - 13:00 Uhr Beratung bei Gf Hieronimus
- Information von Gf, dass der Freiverkauf der MP eingestellt ist;
- Kritik von MP an der Huss GmbH: verspätete Auslieferung von MP 8/1992 wegen Gestaltung; mangelnde Anzeigenaktivitäten (der einzige Anzeigenverantwortliche für die MP und noch zwei weitere Zeitschriften, Herr Thiel, war erst zwei Wochen in Urlaub, danach eine Woche mit Televestnik beschäftigt); Abt. Werbung verändert eigenmächtig den Werbetext der MP.

- 17. 07. 1992
Arbeitsbuch und Kalender CR Weiß - die Zeitschrift MP wird eingestellt
An diesem Freitag gegen 15:00 Uhr informiert Gf Hieronimus die anwesenden Mitarbeiter CR Weiß und Sekretärin Roswitha Wunder in der Redaktion, dass Herr Huss soeben die Abonnentenadressen und den Titel der MP an den Ziff Verlag verkauft hat. Heft 8/1992 sei die letzte Ausgabe, anstelle der Zeitschrift MP erhielten deren Abonnenten danach automatisch die im Ziff Verlag herausgegebene Zeitschrift PC Professionell im Abonnement.
Die Redaktion MP werde somit aufgelöst; für die Redakteure gebe es keine Weiterbeschäftigung im Verlag.
Allerdings sei nicht ausgeschlossen, dass es nach dem 01. 07. 1993 zu einer Zeitschriftenneuauflage komme, da der Titel dann an den Verlag Technik zurückfalle. Wobei für eine solche Zeitschrift ein anderes Konzept Bedingung wäre.
Gf Hieronimus übergibt die Kopie seines Antwortschreibens an einen ehemaligen Mitarbeiter des Verlages vom 16. 07. 1992, in welchem es heißt: „... mit Ihren Vorschlägen an Herrn Huss zur Umprofilierung der Zeitschrift MP rennen Sie bei uns offene Türen ein. Wir würden uns gern einmal mit Ihnen über die Möglichkeiten für Ihre Mitwirkung bei der notwendigen Umgestaltung der MP unterhalten und erbitten dazu unmittelbar nach Ihrem Urlaub einen Terminvorschlag.“ Gf Hieronimus meint, die Vorschläge des ehemaligen Mitarbeiters dürften wohl den letzten Ausschlag für die Einstellung der MP gegeben haben. Das vorgeschlagene Gespräch (ohne Einbeziehung der Redaktion) hat lt. Gf Hieronimus vermutlich Ende August 1992 stattgefunden; es kam jedoch zu keiner Neuauflage der Zeitschrift.

- 20. 07. 1992
Verleger Wolfgang Huss ruft CR Weiß an und erläutert in dem Telefonat ausführlich die Situation der MP. Laut Gesprächsnotizen/Gedächtnisprotokoll/Kündigungsklageschrift von CR Weiß sei die Zeitschrift nicht zu halten gewesen, da defizitär. Es sei wahrscheinlich, dass auch nach der vorgesehenen Profilierung bis zu drei Viertel der Leser abgesprungen wären. Der Titel MP gehe an den Ziff Verlag mit den Adressen der Abonnenten, die stattdessen die PC Professionell erhielten. Es habe auch ein Angebot vom Vogel-Verlag gegeben, ein Gespräch mit dessen Geschäftsführer dazu hätte aber erst am 21. 07. 1992 stattfinden können, deshalb Vertragsunterzeichnung mit dem Ziff Verlag am 17. 07. 1992 gegen 14:00 Uhr.
Der Vertrag beinhalte, dass der Titel MP ab 01. 07. 1993 automatisch an den Verlag Technik zurückfalle, um ggf. eine andere technische Zeitschrift machen zu können, die mehr dem Titel „Mikroprozessortechnik“ gerecht werde. Diese Lösung sei eine Chance für die MP mit Richtung technische Anwendung der Mikroprozessortechnik. Im April 1993 werde intensiv darüber nachgedacht, um im Juli erscheinen zu können, allerdings sei keine so große Auflage möglich.
W. Huss berichtet, mit dem Ziff Verlag über eine Weiterbeschäftigung der Redakteure als feste freie Mitarbeiter verhandelt zu haben, es gebe entsprechende Angebote. Rät aber, keinen Exklusivvertrag abzuschließen, sondern nur als freie Mitarbeiter, um flexibel zu bleiben. Beispielsweise für eine Mitwirkung als Autor bei einer MP in neuer Form oder einem angedachten neuen Objekt im Verlag die Wirtschaft „in Richtung Datenaustausch“.
Bietet seine Hilfe bei der Vertragsgestaltung mit dem Ziff Verlag an - „bin in München telefonisch erreichbar, wenn Sie Hilfe brauchen.“
Einen Dissens gibt es letztlich zu der notwendigen Information der Leser über die Einstellung der MP. Verleger Wolfgang Huss wünscht einen Text im Namen der Redaktion der Art, dass die beiden Zeitschriften zusammengelegt werden, dass sie kooperieren und die Leser der PC Professionell nun zusätzlich Inhalte der ehemaligen MP nutzen können bzw. die bisherigen MP-Leser nun die Themen zweier Zeitschriften in einer finden. Da dies nicht den Tatsachen entspricht, fordert CR Weiß, entweder die Wahrheit zu schreiben oder einen Bezug zur Redaktion zu unterlassen. W. Huss schlägt beschwichtigend vor, zunächst den vorgeschlagenen Text abzuwarten.
Die Zeit für eine Information der Leser im letzten Heft der MP war denkbar knapp: In der Woche zuvor war mit der Imprimatur die Korrekturphase beendet und Heft 8/1992 in die Belichtung bzw. in den Druck gegangen. Von der Verlagsleitung wurde in Absprache mit der Druckerei aber erreicht, dass auf der Info-Seite kurzfristig noch eine Information „In eigener Sache“ eingefügt werden konnte.

- 20. 07. 1992
Fernschreiben von Karl-Heinz Berthold, Vertriebsdirektor Ziff Verlag, an Gf Hieronimus - Textvorschlag für Mitteilung in der MP 8/1992
(Anm.: Wiedergabe nachfolgender Texte einschließlich der im Original vorhandenen Rechtschreibfehler)
„Sehr geehrter Herr Hironimus,
hier unser Textvorschlag für die Mitteilung an die Abonnenten der MP in der August-Ausgabe:
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie Sie sicherlich noch wissen, haben wir vor einiger Zeit eine Leserbefragung durchgeführt mit dem Ziel, die zukünftige redaktionelle Ausrichtung von MP Mikroprozessortechnik neu festzulegen. Diese Befragung hat ganz klar ergeben, daß bei Ihnen der Wunsch nach noch mehr technisch fundierten Informationen, speziell zu PC-Hardware und PC-Software, besteht.
Um diesem Informationsbedürfnis künftig besser gerechtzuwerden, haben wir uns auf dem deutschen Computerzeitschriftenmarkt nach einem kompetenten und potenten Partner umgesehen. Dabei fiel unsere Wahl auf den Ziff Verlag und die - Ihnen sicherlich bekannte - Zeitschrift PC Professionell.
Diese Partnerschaft bedeutet für Sie als Abonnent von der Mikroprozessortechnik konkret, daß die Ihnen vorliegende Ausgabe die letzte in dieser Form ist. Ab nächsten Monat erhalten Sie dann monatlich PC Professionell, da beide Zeitschriften miteinander verschmolzen werden.
Wir sind sicher, daß Sie mit PC Professionell in Zukunft die für Sie wichtigen Informationen erhalten und möchten uns zum Schluß für Ihre uns über Jahre erwiesene Treue herzlich bedanken.
Ihre Redaktion MP Mikroprozessortechnik.

Sehr geehrter Herr Hironimus, ist dieser Vorschlag so in Ihrem Sinn?
Freundliche Grüße
Karl-Heinz Berthold
Vertriebsdirektor“

21. 07. 1992 ((MP-19920721-IMG_20210106_0007.pdf))
Manuskript von Gf Hieronimus für Information der Leser
Gf Hieronimus informiert die Redaktion über den Textvorschlag von Berthold vom 20. 07. 1992. Da der Inhalt wie erwartet nicht den Tatsachen entspricht, lehnt es CR Weiß ab, sich als „Ihre Redaktion“ damit zu identifizieren.
So erweckt die Mitteilung den Eindruck eines gemeinsam erarbeiteten neuen inhaltlichen Konzeptes für die künftige PC Professionell, was definitiv nicht zutraf. Schließlich hatte es keinerlei (!) Kontakte, nicht ein einziges Gespräch oder einen Briefwechsel, geschweige denn konzeptionelle Absprachen o. ä. zwischen den beiden Redaktionen gegeben - nicht einmal zufällige kollegiale Begegnungen der Redakteure, etwa auf einer der zahlreichen Pressekonferenzen oder Tagungen/Kongresse, wie sie in der Wendezeit oft zustande kamen. Und mit der Ablehnung eines in der Branche üblichen Zeitschriftenaustauschs noch im Dezember 1991 hatte der Ziff Verlag, Herausgeber der PC Professionell, sein inhaltliches Desinteresse an der MP dokumentiert.

Ironie des Schicksals: Mit Ausgabe 6/2007 wurde auch die PC Professionell eingestellt - und ihren Abonnenten „der Bezug eines Titels des Mitbewerbers WEKA-Verlag angeboten, welcher die Abonnenten-Datenbank übernommen hatte.“ (Quelle: Wikipedia bzw. Henning Kornfeld: Aus für PC Professionell und Internet Professionell. In: kress.de. 17. April 2007, abgerufen am 17.Juli 2019). Somit ist nicht auszuschließen, dass ehemalige MP-Leser unfreiwillig zweimal „weitergereicht“ wurden.
G Hieronimus entwirft eine veränderte Fassung, die er per Fax an Berthold mit Anschreiben übermittelt;
erhalten geblieben ist ebenso der handgeschriebene Entwurf des Textes:
„Sehr geehrter Herr Berthold,
ich glaube, man muß dem Leser doch reinen Wein einschenken, alles andere wäre unglaubwürdig. Im zweiten Teil habe ich mich an Ihrem Vorschlag gehalten, so daß ich hoffe, Sie können meiner Variante zustimmen. Telefonisch bin ich zu erreichen unter 030/4287201. Mit freundlichen Grüßen
Hieronimus
Geschäftsführer“

Der Mitteilungstext „In eigener Sache“ in der Anlage lautet:
„Liebe Leserin, lieber Leser!
Mit der Wirtschafts- und Währungsunion hat die Zeitschrift „Mikroprozessortechnik“ ihre Monopolstellung auf dem Markt verloren, vielfältig und zahlreich war nun das Zeitschriftenangebot auch auf dem Computersektor. Damit verbunden war ein Absinken der Leserzahl und wachsende Verluste. Schließlich fiel die verlegerische Entscheidung, daß die Zeitschrift in dieser Form allein nicht weitergeführt werden kann.
Auf der anderen Seite ließ unsere kürzlich durchgeführte Leserbefragung eindeutig erkennen, daß die Mehrzahl unserer Leser noch mehr technisch fundierte Informationen, speziell zu PC-Hardware und PC-Software wünschen. Wir haben uns deshalb auf den deutschen Computerzeitschriftenmarkt nach einem kompetenten und potenten Partner umgesehen. Dabei fiel unsere Wahl auf den Ziff Verlag und die - Ihnen sicherlich bekannte - Zeitschrift „PC Professionell“.
Diese Partnerschaft bedeutet für Sie als Abonnent von „MP Mikroprozessortechnik“ konkret, daß die Ihnen vorliegende Ausgabe die letzte in dieser Form ist. Ab nächsten Monat erhalten Sie dann monatlich „PC Professionell“, da beide Zeitschriften miteinander verschmolzen werden.

Wir sind sicher, daß Sie mit „PC Professionell“ in Zukunft die für Sie wichtigen Informationen erhalten und möchten uns zum Schluß für Ihre uns über Jahre erwiesene Treue herzlich bedanken.
Geschäftsleitung
Verlag Technik GmbH“

-- In einer Hausmitteilung von MP an G Hieronimus vom 21. 07. 1992 nimmt CR Weiß wie folgt Stellung zu der neuen Fassung:
„Sehr geehrter Herr Hieronimus, auch ich bin der Auffassung, daß es unsere Leser verdient hätten, daß man ihnen bezüglich der Einstellung der MP reinen Wein einschenkt.
Die vorliegende Mitteilung enthält jedoch noch immer Feststellungen, die diesem Anspruch nicht gerecht werden. Beispielsweise kann von einer „Verschmelzung“ der Zeitschriften nicht gesprochen werden, so daß ich mich von diesem Text im Namen der Redaktion nur distanzieren kann.
In diesem Sinne ist es richtig, daß die Mitteilung von der Geschäftsleitung unterzeichnet ist - obwohl es mir leid tut, daß sich damit die Redaktion als Partner der Leser und Autoren von diesen nicht in würdiger Form verabschieden kann.“

Auf Seite 4 der MP 8/92 im Textkasten „In eigener Sache“ erscheint, ohne Änderungen durch den Ziff Verlag, der von G Hieronimus entworfene Text.

-- Der PC Professionell 9/92 wiederum wird - nur in die den MP-Abonnenten gelieferten Exemplare - ein Informationsblatt dieses Inhaltes beigelegt:
„Sehr geehrter Abonnent,
wie Sie der August-Ausgabe von MP Mikroprozessortechnik entnommen haben, wird die „MP“ ab September mit unserer Zeitschrift PC Professionell verschmolzen.
Wir, der Ziff-Verlag, haben alle Leistungen für Ihr Abonnement vom Verlag Technik GmbH Berlin übernommen und werden den Vertrag voll erfüllen.
Heute erhalten Sie die erste Ausgabe von PC Professionell. Sie ist nicht nur eine der größten europäischen PC-Zeitschriften, sondern gleichzeitig die einzige Computerzeitschrift, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, PC-Produkte in objektiven, ausführlichen und technisch fundierten Labortests miteinander zu vergleichen.
Darüber hinaus bietet PC Professionell jede Menge aktueller Informationen, eine eigene regelmäßige Netzwerkrubrik mit Grundlagenwissen sowie einen speziellen Produktivitätsteil, der Ihnen zeigt, wie Sie Ihre Applikationen und Programmiersprachen optimal einsetzen.
Ab der Oktober-Ausgabe erhalten alle Abonnenten exklusiv alle 14 Tage kostenlos den Newsletter PC Professionell News. Hier werden topaktuell die neuesten PC-Produkte, Vorserienmodelle und Messe-News präsentiert. Trends und neue Technologien im Computermarkt werden aufgezeigt, Höhenflüge und Pleiten bekannter Computerfirmen verfolgt und, und, und ...
Mit diesem Service werden Sie mit zusätzlichen Hilfen bei künftigen Kaufentscheidungen versorgt. Sie erhalten Informationen von den nur Sie als Abonnent profitieren. Mit PC Professionell und dem Newsletter werden Sie dann zu den bestinformiertesten PC-Spezialisten gehören.
Doch nun wünschen wir Ihnen bei der Lektüre der ersten Ausgabe viel Spaß. Wir selbst freuen uns auf einen regen „Input“ und eine lange Partnerschaft mit Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen
Karl-Heinz Berthold
Vertriebsdirektor“
Ein bemerkenswerter Aspekt der Mitteilungen an die Leser von MP bzw. PC Professionell ist das Beharren der Verlagsverantwortlichen am Begriff des „Verschmelzens“ der beiden Zeitschriften; insbesondere diese Behauptung hatte CR Weiß ja als wahrheitswidrig und somit als Täuschung der Leser beanstandet.
Im Zuge der Klage von CR Weiß gegen seine Kündigung präsentierten die für die Verlag Technik GmbH tätigen Rechtsanwälte Bender, Zahn, Tigges und Partner am 28. 09. 1992 in ihrer Stellungnahme für das Gericht auf Seite 3 nun doch plötzlich diese Variante: „Soweit in dem „Abschiedsartikel“ in dem Heft 8 der Zeitschrift Mikroprozessortechnik von einem Verschmelzen der Zeitschriften berichtet wird, so entspricht dies nicht den Tatsachen. Tatsächlich blieb von der Zeitschrift „MP“ nichts erhalten. Der Redaktionsbetrieb in Berlin wurde vollkommen eingestellt. Es wurden keine Betriebseinrichtungen etc. sondern nur die Anschriften der Bezieher an den Käufer übergeben. Die Redaktion in Berlin wurde stillgelegt. Der Arbeitsplatz des Klägers ist weggefallen.“

- 20. 07. 1992
Hausmitteilung Gf Hieronimus an Vorsitzenden des VT-Betriebsrates Schlegel
„Anhörung wegen fristgemäßer Kündigung der Mitarbeiter Hans Weiß und Joachim Hill“
Mit der Information der Redaktion am 17. 07. 1992 über die Einstellung der Zeitschrift war auch die förmliche Entlassung der Redakteure zu erwarten (lediglich der redaktionellen Mitarbeiterin Roswitha Wunder wurde eine adäquate Stelle im Verlag Technik angeboten; sie hatte als Betriebsratsmitglied Kündigungsschutz).
Dementsprechend bat der Geschäftsführer Hieronimus den Vorsitzenden des Betriebsrates Schlegel um Zustimmung zu den Kündigungen:
„Sehr geehrter Herr Schlegel!
Herr Huss hat am 17.7.1992 die Zeitschrift „Mikroprozessortechnik“ an den Ziff-Verlag verkauft, die Zeitschrift wird mit Heft 8 ihr Erscheinen einstellen. Grund für den Verkauf war die unbefriedigende Entwicklung der wirtschaftlichen Ergebnisse der Zeitschrift, sie wird in den Monaten Januar - August 1992 mit einem Ergebnis von etwa ./. 110,0 TDM abschließen.
Die einer Betriebsteilstillegung gleichzusetzende Einstellung der Zeitschrift zwingt uns leider zur fristgemäßen Kündigung der Arbeitsverhältnisse von Herrn Weiß und Herrn Hill vorsorglich zum 31. 12. 1992.
Nach unserer Meinung entfällt in diesem Fall eine Sozialauswahl, weil die Arbeitnehmer auf Grund ihrer Qualifikation für keine andere Tätigkeit im Betrieb in Frage kommen.
Den Arbeitnehmern wird jedoch lt. Vertrag mit dem übernehmenden Verlag die Möglichkeit eingeräumt, „sofern sie dies wünschen und die erforderliche Qualifikation besitzen, entweder in München fest oder in Berlin als freie Mitarbeiter“ weiter beschäftigt zu werden.
Wir bitten Sie um Zustimmung zu der vorsorglichen Kündigung.
Hieronimus“

--- Am 21. 07. 1992 antwortete Betriebsratsvorsitzender Schlegel:
"Stellungnahme des Betriebsrates zu den beabsichtigten Kündigungen der Herren Weiß und Hill
Der Betriebsrat lehnt die beabsichtigten Kündigungen der Herren Weiß und Hill (MP) ab und fordert deren Weiterbeschäftigung:
1. Nach § 111 BtrVG hat der Geschäftsführer den Betriebsrat rechtzeitig und umfassend über die geplante Betriebsteilstillegung und über die resultierenden Nachteile für die Arbeitnehmer zu unterrichten und mit ihm zu beraten. Dies ist nicht erfolgt, und damit ist die Betriebsteilstillegung ungesetzlich.
2. Da durch Herrn Huss bekannt ist, daß im Juli 1993 die Zeitschrift MP vom Verlag Technik neu herausgegeben werden soll, kann die jetzige Redaktion, deren Fachkompetenz außer Zweifel steht, dies konzeptionell vorbereiten. Damit erübrigen sich die vorsorglichen Kündigungen.
Wolfgang E. Schlegel
Vorsitzender des Betriebsrates“

23. 07. 1992
Kündigungsschreiben Gf Hieronimus an CR Weiß
Ungeachtet der Ablehnung der beabsichtigten Kündigungen durch den Betriebsrat erhielten Chefredakteur Weiß und Redakteur Hill die Kündigung:
„... leider sehen wir uns gezwungen, das zwischen Ihnen und der Verlag Technik GmbH bestehende Anstellungsverhältnis vom 01. 01. 1989 fristgemäß zum 31. Dezember 1992 zu kündigen.
Begründung:
Die laufenden Verluste der Zeitschrift „Mikroprozessortechnik“ haben den Verleger veranlaßt, die Zeitschrift mit Wirkung vom 1. 9. 1992 an den Ziff-Verlag zu verkaufen.
Eine Weiterbeschäftigung an anderer Stelle des Verlages ist nicht möglich.
Lt. Kaufvertrag ist der Ziff-Verlag bereit, Ihnen eine feste Anstellung in München bzw. eine Beschäftigung als freier Mitarbeiter in Berlin anzubieten. Wir bitten Sie, sich dieserhalb mit Herrn Kunckel in Verbindung zu setzen. Falls dabei Einigung erreicht wird, sind wir auch bereit, kurzfristig einen Aufhebungsvertrag abzuschließen.
Da man die jetzige Stillegung noch als Spätfolge der im Vorjahr vorgenommenen Betriebsänderung ansehen kann, erhalten Sie bei Nichtzustandekommen eines neuen Anstellungsverhältnisses mit dem Käufer eine Abfindung lt. Sozialplan von 1990.
Der Betriebsrat hat gegen diese Kündigung Einspruch erhoben (Anlage).
Hieronimus
Geschäftsführer"

CR Weiß legte gegen die Kündigung Einspruch ein und klagte; im Zuge der Gerichtsverhandlung vor dem Arbeitsgericht Berlin stimmte er einem Vergleich zu - Einwilligung in die Kündigung gegen eine höhere Abfindung.
Redakteur Hill klagte ebenfalls gegen die Kündigung und stimmte gegen eine Abfindung einer außergerichtlichen Einigung zu.

- 29. 07. 1992
Brief von Silvia Thaler, Ziff Verlag, an Verlag Technik, Hans Weiß
Einladung zum Gespräch
Wie von Verleger W. Huss und einem der Geschäftsführer des Ziff Verlages, Helmut Kunkel, angekündigt, gab es ein Angebot an die Redaktion zu Gesprächen im Ziff Verlag über eine evtl. künftige Beschäftigung oder Zusammenarbeit auf freiberuflicher Basis.
(In einem Schreiben der Rechtsanwälte Bender, Zahn, Tigges und Partner vom 28. 09. 1992 im Zusammenhang mit der Kündigungsklage von CR Weiß heißt es etwa: „In dem genannten Kaufvertrag ist eine Klausel enthalten, die eine Übernahme der Redaktion in eine feste Anstellung bzw. das Angebot zur freien Mitarbeit in Aussicht stellt“. ... „Dabei ist zu berücksichtigen, daß die von dem Käufer bereits seit Jahren erstellte Zeitschrift PC Professionell in München gefertigt wird. D.h. auch der Kläger könnte eine Beschäftigung nur in München finden.“
Nebenbei: Die angeblich „bereits seit Jahren erstellte Zeitschrift“ PC Professionell hatte ihre Erstausgabe im April des Vorjahres 1991.

-- Am 19. 08. 1992 bestätigte Redakteur Hill (CR Weiß war in dieser Zeit in Urlaub) den entsprechend vereinbarten Termin am 25. 08. 1992; die Reisekosten übernahm der Ziff Verlag.




August