September: Übernahme des Verlag Technik durch Verleger Wolfgang Huss

Anfang/Mitte September 1991
Übernahme des Verlag Technik durch Verleger Wolfgang Huss
Am 07. 06. 1991 hatte G Hieronimus auf einer Belegschaftsversammlung darüber informiert, dass es „seit gestern“ auch Gespräche mit Verleger Wolfgang Huss zur Übernahme des VT gebe.
Unterschrieben wurde der entsprechende Vertrag laut G Hieronimus schließlich am 11. 09. 1991; und wie von ihm auf der Belegschaftsversammlung am 20. 09. 1991 mitgeteilt, wurden die Verträge „wirksam und verbindlich“ am 19. 09. 1991. Das heißt, die Verlage Rewi, Wirtschaft, Technik, Bauwesen seien im „Besitz des Herrn Huss“.
Etwa zu dieser Zeit, Anfang September 1991, informierte G Hieronimus CR Weiß, dass auf Forderung von Günther Schwarz, Geschäftsführer der neuen Huss-Medien GmbH, von den drei Redakteurstellen der MP eine gestrichen werden müsse, wobei die Mitarbeiter unter sich ausmachen dürften, wer die Kündigung erhalte. Redakteur Hemke hatte sich im Sommer ob der andauernden ungewissen Verlagssituation vorsorglich nach einem potenziellen Folgearbeitsplatz umgesehen und willigte deshalb in die Kündigung ein - er verließ die Redaktion zum 15. 09. 1991.

- 17. 09. 1991
Hausmitteilung von Red. MP an Gf. Hieronimus
CR Weiß weist auf die Konsequenzen hin, die sich mit dem Weggang von Redakteur Hemke für die Qualität der Zeitschrift ergeben, sollte die Redakteurstelle nicht wieder besetzt werden.

- 17. 09. 1991
Pressekonferenz Zenith data systems in Berlin, Palais am Festungsgraben; Teilnahme CR Weiß
Unter dem Titel „Aktiv für die neuen Bundesländer“ stellte „der PC-Hersteller der Group Bull“ seine Maßnahmen und bisherigen Ergebnisse - auch für Osteuropa - vor.
Außerdem Franchise-Partner wie Acos und CDI vertreten.

- 20. 09. 1991
Arbeitsbuch CR Weiß - „Belegschaftsinformation der Betriebsleitung
Informationen zur aktuellen VT-Situation, vermutlich von G Hieronimus:
-- Verträge zwischen Treuhand und Huss gestern Abend 18.00 Uhr wirksam und verbindlich, Verlage Rewi, Wirtschaft, Technik, Bauwesen im Besitz des Herrn Huss, ... bleiben als juristische Personen erhalten;
„Verlag Technik GmbH Berlin/München“;
Rewi Brandschutz kommt zum Verlag Technik, von VT werden rfe, MP, EP, HF (Hebezeuge Fördermittel), FB (Fertigungstechnik und Betrieb) weitergeführt, Na (Nachrichtentechnik) wird übernommen, noch unklar, wofür; evtl. Büropraktiker (Verlag die Wirtschaft) u. a.;
problematisch ist Fortführung Buch, Huss will 3 Bereiche übernehmen: E/E, Informatik, Maschinenbau, mit 3 Lektoren + 1 Mitarbeiter, will jedoch nur gebremst Bücher produzieren, z.Z. mehr verkaufen;
parallel Versandbuchhandel organisieren zusätzlich zu bisherigem Vertriebsweg;
2 Reisende werden eingesetzt, evtl. Lektoren für PR-Arbeit;
--- Neue Querschnittsbereiche, entweder als selbständige GmbH oder einem Verlag unterstellt;
da mehrfach belegt, Ausschreibung, neue Arbeitsverträge, auf Bewerbungsbögen wird verzichtet, neuer Fragespiegel erarbeitet;
neue Verlagsstruktur:
--- Anzahl der Mitarbeiter je Verlag, die übernommen werden:
29 Verlag die Wirtschaft, 31 Verlag Technik, 13 Verlag Bauwesen, 8 Verlag Rewi;
27 Stellen durch Ausschreibung;
6 Stellen für Hausverwaltung;
--- 4 Verlage ziehen zunächst in das Gebäude des Verlag Die Wirtschaft, evtl. in 4 Wochen, spätestens bis Jahresende, Eigentumsverhältnisse noch ungeklärt;
VT-Haus ist der Treuhand übertragen worden, beschäftigt 2 Mitarbeiter;
--- möglichst nicht vor dem 30. 06. 1992 Eigenvertrieb der Zeitschriften organisieren;
--- inhaltlich keine konkreten Änderungswünsche;
--- bei Herstellung in absehbarer Zeit Ziel, daß aus Redaktion Disketten geliefert werden;
Kollegen Steglich, Köster verantwortlich für EDV-Einsatz in allen Verlagen;
Buchhaltung Verbindung zu Zentralbereich München;
in Redaktionen Arbeitsplätze mit Apple Mac, incl. Layout;
Vertrieb von HF und FB auch in alte Bundesländer.
- Zu der Übernahme o.g. Verlage durch den Verleger Wolfgang Huss gibt es u. a. auch Buchveröffentlichungen.
Hier einige Auszüge aus drei Publikationen (die im Original mit den entsprechenden Quellen versehen sind).
Bei Christoph Links: „Das Schicksal der DDR-Verlage“ (Christoph Links Verlag GmbH, 2. aktualisierte Auflage Oktober 2010) heißt es im Kapitel zum Verlag Die Wirtschaft:
„Der kurzzeitige VEB-Verlag wird von der Treuhandanstalt im zweiten Halbjahr 1990 in eine GmbH umgewandelt. Die THA gibt aber nicht Falken den Zuschlag, sondern verkauft den Verlag (für eine DM nebst Immobilie) an Wolfgang Huss aus München, der auch den Verlag Technik, den Verlag für Bauwesen und den Staatsverlag der DDR (unter neuem Namen) übernimmt. Dafür verpflichtet sich Huss, die Verlage fortzuführen und auf Wachstumskurs zu bringen sowie die Immobilie zu renovieren. Von ehemals 150 Mitarbeitern des Verlages Die Wirtschaft werden noch 29 übernommen.“
Im Kapitel zum Verlag Technik:
„Die Treuhandanstalt gliedert zunächst im Frühjahr 1991 die Berufsschulliteratur aus, die an den Schroedel Verlag in Hannover geht. Im Sommer 1991 wird der Wörterbuchbereich abgespalten und an die Pariser Verlagsgruppe A. Hatier veräußert. Schließlich geht im Herbst der Kernverlag mit den Bereichen Elektrotechnik, Nachrichtentechnik und Maschinenbau an den Wolfgang Huss Verlag München. Von bis dahin noch 100 Mitarbeitern werden 31 übernommen. Beim Umzug in die neue Zentrale der Huss-Medien in Berlin wird das Verlagsarchiv teilweise vernichtet, laufende Arbeitsbestände und Grundlagendokumente gehen an den neuen Eigentümer.“ ... „2007 erscheinen noch 3 der ehemals 25 Fachzeitschriften und 15-20 Bücher pro Jahr unter dem Namen Huss, ...“
Peter-Michael Fritsch, ehemaliger Mitarbeiter im Verlag Die Wirtschaft, schreibt in seinem Buch „Verraten und verramscht - Das erste Buch zur Treuhand“ (Edition Berolina, Berlin 2013) zur Übernahme:
„Nach einem Tauziehen über viele Monate hinweg hatte die Treuhandanstalt endlich privatisiert. 'Um die Verlagslandschaft in den neuen Bundesländern zu erhalten', wurden die Verlage Recht und Wirtschaft (ReWi - ehemals Staatsverlag), Technik, Die Wirtschaft und Bauwesen am 19. September 1991 rückwirkend zum 1. September von einem mittelständischen Verleger in Süddeutschland übernommen. Die Verlage sollten 'unter einem Dach zu einer Gruppe zusammengeführt werden und zu Beginn über 100 Mitarbeiter beschäftigen. Langfristig solle die Zahl verdoppelt werden.'“ (Quellenangabe: forum. Mitgliederzeitschrift der IG Medien. 20/1991, S.4)“

Ausgehend vom geltenden Betriebsverfassungsgesetz (Anm. des Buchautors: Nach Auffassung von betroffenen Betriebsräten. Ein Rechtsstreit über diese Auffassung war Ende 1991 noch anhängig) nahm die Treuhand eine Betriebsänderung für diese vier Verlage vor. Damit war es möglich, von den noch verbliebenen über 350 Mitarbeitern nur etwa 100 zu übernehmen. Die anderen wurden zum Jahresende 1991, meist ohne Berücksichtigung sozialer Verhältnisse, gekündigt. Erst im Oktober gab es, nach vollzogener Privatisierung, Informationen über die Gründung einer Beschäftigungsgesellschaft und weitergehende Bemühungen des Käufers, zusätzliche Arbeitsplätze zu erhalten. ... Im einzelnen wurden übernommen: 8 Mitarbeiter von ReWi (von 90), 13 von Bauwesen (von 29), 31 von Technik (von rund 100) und 29 von Die Wirtschaft (von 150 - Zahlen per Ende August; vor Jahresfrist lagen die Beschäftigungszahlen in diesen Verlagen noch etwa doppelt so hoch).“
In „Alles Buch. Studien der Erlanger Buchwissenschaft XVII Fachverlage in Berlin 1989-2004“ (Buchwissenschaft / Universität Erlangen-Nürnberg 2006, ISBN 3-9809664-7-X) schreibt die Autorin Carolin Tovornik: „Der Münchener Verleger Wolfgang Huss übernahm im September 1991 vier Ostberliner Verlage: den ReWi Verlag für Recht und Wirtschaft GmbH (ehemals Staatsverlag der DDR), den Verlag Technik, den Verlag Die Wirtschaft und den Verlag für Bauwesen. Schon vor der Übernahme hatten alle vier Verlage ihr Programm den neuen Marktbedingungen angepasst und waren bei einzelnen Titeln Kooperationen mit westdeutschen Verlagshäusern eingegangen. Der ReWi Verlag wurde bald nach dem Kauf wegen der Namensähnlichkeit zum Heidelberger Verlag für Recht und Wirtschaft aufgelöst, das Programm verteilte Huss auf seine restlichen Ostberliner Verlage. Huss, der in München einen Zeitschriften- und Buchverlag mit Titeln zum Transportwesen besaß, gründete zur Schaffung von Synergieeffekten die Huss-GmbH. Diese übernahm für seine Verlage Aufgaben wie Anzeigenakquisition, Zeitschriftenvertrieb, Herstellung und Buchhaltung.“
Zum Schicksal des Verlag Technik heißt es bei Wikipedia (Stand 09. 01. 2021): „Zunächst behielt der Verlag Technik seine Rechtsform als GmbH bei und wurde damit Tochtergesellschaft der Huss-Medien GmbH in Berlin, verlor jedoch seine noch eigenständige, formaljuristische Existenz am 1. Januar 1999 und ist mit diesem Datum in die Huss-Medien GmbH eingegliedert worden. Damit endet auch die Mitgliedschaft des Verlag Technik im Börsenverein des Deutschen Buchhandels; die bis dahin verwendete Buchhandels-Verkehrsnummer wurde auf die Huss-Medien GmbH übertragen.“

- 21. 09. 1991
Leserbrief von Klaus Arnold, Hildesheim, an VT
Hatte die MP seit 1987 mit Interesse (in der DDR) gelesen; ist jetzt in den alten Bundesländern aber nicht erhältlich; deshalb Abonnement und Bitte um Nachlieferung von MP 3/1991.
Handschriftlich auf dem Rand vermerkt: „von mir erledigt“, vermutlich von Vertrieb, Kolln. Rexilius.

- 24. 09. 1991
Intel Presse-Workshop im Hotel Eden-Wolf München
Unter dem Motto „Quo vadis PC?“ veranstaltete Hersteller Intel den Workshop mit Informationen zu seinen aktuellen Produkten und Ausblicken in die künftige Strategie.
CR Weiß besuchte die Tagung und verfasste den Bericht für MP 12/1991, Seite 46.

- 26. 09. 1991
1. Münchner Dokumentationstage von itl am 26. und 27. 09. 1991
Das Münchner Institut für Technische Literatur bot „die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch für alle, die an der Herstellung technischer Dokumentationen beteiligt sind.“ Vertreten waren Druck- und Publishing-Experten sowie Hard- und Softwarehersteller aus diesem Bereich.
CR Weiß nahm an der Veranstaltung teil; Bericht in MP 12/1991, Seite 46.





Oktober