Die
Zahl der Kunden, die die automatisch Belieferung mit der PC
Professional anstelle der MP nicht wünschen, dürfte nicht
unerheblich gewesen sein (siehe siehe
August 1992). Mit der Übernahme der MP-Abonnenten hatte die
PC Professionell ihre Abo-Auflage zunächst deutlich erhöhen
können. Laut IVW-Liste
4/91 setzte die Zeitschrift bei einer beachtlichen
Druckauflage von monatlich 256 886 Exemplaren im Freiverkauf
100 891 Expl. ab, hatte mit 12 384 Abonnenten aber
vergleichsweise wenige gebundene Leser. Gerade für Anzeigenkunden
ist jedoch neben der gedruckten und verkauften Auflage insgesamt
nicht zuletzt die Zahl der Abonnenten, also der regelmäßigen
Leser, von hoher Bedeutung. Denn nach der Auslieferung von MP 8/92 mit der Mitteilung vom „Verschmelzen“ der MP und PC Professionell und vor allem nach der ersten Lieferung der PC Professionell, Heft 9/1992, an die bisherigen MP-Abonnenten kam es wohl zu zahlreichen Abo-Kündigungen, wie die Beispiele enttäuschter bis empörter Leser schlussfolgern lassen. Hier eine kleine Auswahl von Zuschriften, über welche die Redaktion informiert wurde. -
Dr. Thomas
Heinke aus Berlin stellt fest, „daß von einer Verschmelzung
keine Rede sein kann“, „Beiträge vom Niveau eines Großteils
der MP-Artikel sind nicht enthalten.“ Er kündige das Abonnement
und untersage ausdrücklich, weiterhin Abbuchungen von seinem
Konto vorzunehmen - „(die Genehmigung dazu habe ich Ihnen
ohnehin nie erteilt)“. - Leser Uwe König aus Werdau zeigt sich enttäuscht über die Einstellung der MP - „Dies wird noch verstärkt durch die Tatsache, daß Sie in gleicher Zeitschrift auf Seite 42 für ein Jahresabo werben. Als aber völlig unverständlich mußte ich zur Kenntnis nehmen, daß Sie mein Abo ohne mein Einverständnis in ein Abo der Zeitschrift PC Professionell wandeln.“ Da er diese Zeitschrift kenne, sei er mit dieser Entscheidung in keiner Weise einverstanden. „Aber auf Ihre Leser scheinen Sie keine große Rücksicht mehr zu nehmen. (Als Sie statt der quartalsweisen Abbuchung mir am 31.3.1992 gleich einen vollen Jahresbetrag abbuchten, haben Sie ja auch nicht gefragt.)“ - Jürgen Rudnick aus Rathenow bzw. Mühlheim/Main findet auch deutliche Worte: Nachdem ihm das Preis-Leistungs-Verhältnis zu ungünstig wurde, „und außerdem ohne Abbuchungserlaubnis die Jahresgebühr für 1992 von meinem Konto abgebucht wurde (die Abbuchungserlaubnis hatte ich seinerzeit der Deutschen Post erteilt und Ende 1991 entzogen!)", war er im Begriff zu kündigen und sah die Mitteilung über die Einstellung der MP. „Prinzipiell ist die Bemerkung über die automatische Zusendung von PC Professionell schon das zweite Husarenstück nach Wildwestmanier (nach der o. g. unerlaubten Abbuchung).“ ... „Außerdem befindet sich mein altes Girokonto in Auflösung und meine neue Bankverbindung gebe ich aus wohl verständlichem Mißtrauen nicht bekannt. ... In Erwartung seriösen Geschäftsgebarens“. - Dr. Gerald Kell aus Schulzendorf findet es schade, dass die Zeitschrift MP nicht mehr erscheint, „denn aus meiner Sicht war gerade für die Schwerpunktthemen dieser Zeitschrift eine Marktnische vorhanden.“ Deshalb habe er sein Abo in den letzten beiden Jahren nicht gekündigt. „Was nun die ersatzweise ausgelieferte Zeitschrift „PC Professionell“ betrifft, so würde ich es als eine reichliche Zumutung auffassen, wenn Sie das Abonnement einfach auf eine andere Zeitschrift verlagern, ohne den Kunden vorher zu fragen!!!“ Er sehe die Zusendung der „PC Professionell“ als ein Probeexemplar an, „und gebe Ihnen hiermit zur Kenntnis, daß ich die genannte Zeitschrift nicht abonniere, ...“ Er bittet zur Kenntnis zu nehmen, „daß ich mit dem Ende des Erscheinens der „Mikroprozessortechnik“ den diesbezüglichen Abonnementsvertrag für nichtig ansehe, keine Rechnungen mehr bezahle und jeglichen Zugriff auf mein Konto verbiete. ...In der Hoffnung, daß man auch in der freien Marktwirtschaft noch zu kultivierten Umgangsformen findet...“ - Ullrich Clemens erhebt „entschiedenen Einspruch gegen die Verfahrensweise der Übertragung des Abonnementvertrages an eine andere Zeitschrift in Verbindung mit der Einstellung der Zeitschrift Mikroprozessortechnik. Wenn Sie sich nicht in der Lage sehen, diese Zeitschrift weiterhin zu betreiben, so betrachte ich mit dem Zeitpunkt der Einstellung des Erscheinens den mit Ihnen abgeschlossenen Abonnementvertrag als erloschen und beendet. Sollte ich in diesem Zusammenhang Interesse am Bezug irgendeiner anderen Zeitschrift haben, so müssen Sie das schon meiner alleinigen und freien Entscheidung überlassen.“ - Gundolf Haase aus Chemnitz fasst sich vergleichsweise kurz bei der Mitteilung und Begründung seiner Kündigung des Abonnements der MP bzw. PC Professionell: „Ich habe die Zeitschrift MP Mikroprozessortechnik abonniert und lasse mir keine andere Zeitschrift aufdrängen. Sollten Sie mir trotzdem die Zeitschrift PC Professionell Heft 10/92 und folgende zustellen, wäre ich veranlasst, mein Konto diesbezüglich sperren zu lassen.“ - Jens Naumann aus Leipzig las mit Bedauern „die Nachricht vom Ableben der MP im Markt der EDV-Zeitschriften“ - was ihn als frischen Abonnenten besonders hart treffe. Er hoffe, „Sie werden nicht so sang- und klanglos von Ihrem Partner hinwegfusioniert, wie das dem IMS (Illustrierter Motorsport) mit dem Rallye Racing Magazin passiert ist: danach wurde von bisherigen Inhalten nichts mehr gesehen“. Bei der MP denke er an Rubriken wie KURS, Acorn Praxis und die Referenzkarte. Er frage sich aber, „wozu der Aufwand für ein neues Layout in Heft 8/1992?“ und betrachte das MP-Abo-Angebot im letzten Heft als schlechten Scherz. - R. Preis aus Fredersdorf bei Berlin nahm mit Befremden die Art und Weise zur Kenntnis, wie sich die Redaktion von ihren Abo-Lesern verabschiedete - „zumal Sie in der selbigen Zeitschrift noch mit einem Bestellcoupon für die MP werben.“ Nach dem Erhalt der ersten PC Professionell „kann ich nur sagen, daß ich auf diese Art Information verzichten kann und möchte.“ Eine saubere Verfahrensweise wäre zumindest die Erstattung des Abo-Anteils der letzten Monate des Jahres, „Zumal Sie ja schon seit April diesen Jahres mit dem gesamten Jahresabo-Betrag von 60,- DM arbeiten“. Möchte zum nächstmöglichen Termin kündigen und „entziehe Ihnen gleichzeitig die Einzugsermächtigung für das Abonnement“. - Dr. Eberhardt Gering aus Berlin betrachtet mit der Übernahme der Zeitschrift „Mikroprozessortechnik“ durch den Verlag der Zeitschrift „PC Professionell“ den mit dem Herausgeber der MP abgeschlossenen Abonnementvertrag als hinfällig, dieser „wird hiermit von mir mit sofortiger Wirkung gekündigt. Einer Übernahme meines Abonnements durch den Herausgeber der Zeitschrift „PC Professionell“ gebe ich keine Zustimmung.“ Als einer der Erstabonnenten bedanke er sich für die in sechs Jahrgängen übermittelten Informationen - „sowohl im Hinblick auf die für mich großenteils relevanten und interessanten Inhalte als auch hinsichtlich der angenehmen Darbietungsform.“ Die Zeitschrift PC Professionell, „deren Heft 9/92 mir jetzt unaufgefordert zugestellt wurde, entspricht nicht meinen Vorstellungen von einer seriösen wissenschaftlichen Publikation.“ - E. Hartmann musste nach dem Erhalt des ersten Heftes der PC Professionell anstelle der MP feststellen, „daß von einem Verschmelzen beider Zeitschriften absolut nicht die Rede sein kann. Nicht einmal der neue Kundenkreis wird angesprochen.“ Die Zusendung des Heftes könne sie nur als Leseprobe ansehen und erkläre, dass sie diese Zeitschrift nicht abonniere, den Abo-Vertrag kündige und eine Rückbuchung des schon bis Dezember eingezogenen Differenzbetrages erwarte. -
Rolf E. Hoppe
aus Dumersheim musste feststellen, „daß ich als Kunde Ihres
Unternehmens mit einer lapidaren Kurzmitteilung einfach an ein
anderes Unternehmen „verkauft“ wurde. Mit einer solchen
Strategie kann und will ich mich nicht einverstanden erklären.“
Er kündige daher den Liefervertrag mit sofortiger Wirkung, „da
ich davon ausgehen kann, daß Sie der weiteren Lieferverpflichtung
nicht mehr nachkommen können.“ Er widerrufe seine Zustimmung
zum Einziehungsverfahren und bitte um Rücküberweisung für noch
nicht erbrachte Leistungen. Zahlreiche MP-Leser fanden auch Worte des Dankes und der Wünsche für die Zukunft für die bisherige MP und die Mitarbeiter der Redaktion: -
Helga Schimmanz
aus Cottbus etwa schreibt: „Es ist sehr bedauerlich, daß
mit der Wirtschafts- und Währungsunion auch das „Aus“ für
die so meine ich, sehr sachlich geführte Zeitschrift
„Mikroprozessortechnik“ gekommen ist. Diese Zeitschrift war
mir eine wesentliche Stütze für mein Studium und Hobby, deshalb
an dieser Stelle ein Dankeschön an das bisherige Team. -
Wolfgang Stehr
aus Berlin möchte sein Bedauern ausdrücken darüber, dass
die Produktion der MP eingestellt wird, da er jahrelang diese
Zeitschrift im Abonnement bezogen und sich über die interessanten
Artikel jeden Monat vom Erscheinungstag an gefreut habe. „Hierfür
möchte ich mich bei allen Mitarbeitern auf diesem Wege bedanken.“
-
Hans-Jörg
Strauß aus Köthen war „entsetzt, als ich gestern als
„Nachfolger“ der MP die PC Professionell im Briefkasten
hatte. Einen so miesen Abgang hätte ich der MP beim besten Willen
nicht gewünscht. Was da als angebliche Fachzeitschrift deklariert
ist, erwies sich als Werbekatalog mit wahrscheinlich zufällig
dazwischengeratenen Fachbeiträgen.“ - Mike Heuchling aus Chemnitz stellt fest, dass die Folgezeitschrift der MP seinen gewohnten Ansprüchen nicht mehr gerecht werde, so dass er nicht gewillt sei, „die Übernahme der MP in die PC als Leser mitzutragen“ und somit den ursprünglichen Bestellauftrag der MP Mikroprozessortechnik kündige. „P.S.: Als stiller Leser der MP, der alle Ausgaben von der ersten bis zur letzten mit sehr großem Interesse verfolgt hat, bedauere ich die Einstellung der Zeitschrift Mikroprozessortechnik sehr und wünsche der ehemaligen MP-Redaktion, daß Sie sich in der Zeitschrift PC verwirklichen können.“ - Albrecht Ihlenfeld aus Berlin hält die Aussagen der Verlagsverantwortlichen vom „Verschmelzen“ der Zeitschriften MP und PC Professionell in den Mitteilungen an die Leser für wahr: „Zu Ihrer Zusammenarbeit mit PC Professionell wünsche ich Ihnen viel Erfolg und daß Sie die Themen der MP dort mit einbringen können - und daß die Fusion bei Ihnen keine Arbeitsplätze kostet!“ - ohne Kommentar. -
Stefan Seeboldt
(Name jetzt Paubel) aus Berlin schließlich, Gründer und
Leiter des „Computerklubs“ im Haus der jungen Talente (HdjT)
in Berlin, mit dem die MP-Redaktion insbesondere zur Wende-Zeit
eine freundschaftliche Zusammenarbeit pflegte, teilt am 13. August
1992 per Fax mit: "Mit dem Verscheiden der MP möchte ich
hiermit mein Abo der MP ab sofort aufkündigen. |
Hans Weiß
Siehe auch:
Aufbruchstimmung vor Katerstimmung